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Weinwissen für Einsteiger: Was gehört eigentlich in einen gutbestückten privaten Weinkeller?

Redaktion Happy Plates
Redaktion Happy Plates

Weltweit gibt es mehr als 10.000 bekannte Rebsorten. Die Zahl der daraus gekelterten Weine liegt noch einmal um einiges höher. Selbst die besten Kenner sind kaum in der Lage, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, geschweige denn, sie alle zu verkosten. Für Einsteiger in die Welt des Weins, die sich gerne einen eigenen Vorrat daheim anlegen möchten, ist es entsprechend deutlich schwieriger, eine Auswahl zu treffen. Wer sich einen privaten Weinkeller einrichten möchte, sollte daher folgende Punkte berücksichtigen.

Eine Vorauswahl treffen

Wenn du mit dem Gedanken spielst, dir einen privaten Weinkeller aufzubauen, bringst du auf jeden Fall schon einmal die grundlegende Voraussetzung mit: Du magst Wein – sei es solo in einer ruhigen Stunde, in geselliger Runde oder zu einem guten Essen. Die nächste Frage, die sich stellt, ist, ob für deinen Vorrat trockene, halbtrockene oder süße Weine angeschafft werden sollen oder von jeder Geschmacksrichtung etwas. Soll es hauptsächlich roter, weißer oder Roséwein sein? Gibt es Vorlieben für bestimmte Anbauländer oder Anbauregionen?

Die meisten Weinliebhaber trinken trockenen Wein, denn er passt zu jeder Gelegenheit. Kein Kenner wird einen süßen Wein zu einem Braten, zu Fisch oder einem Nudelgericht wählen. Für eine Sammlung ist außerdem zu überlegen, wie viele und welche Alltagsweine sie beinhalten soll, welche du für laue Sommerabende und welche für die kalte Jahreszeit am Kamin bevorzugst und ob es auch ein paar besondere Tropfen sein sollen wie ein französischer Bordeaux, ein spanischer Rioja oder ein italienischer Amarone.

Das Bordeaux ist eines der wichtigsten und bekanntesten Weinbaugebiete Frankreichs, das hochwertige Rot- und Weißweine hervorbringt. Berühmt ist das Anbaugebiet vor allem für seine Grand Vins: Diese Rotweine, die mindestens 20 Jahre lang reifen müssen, zählen zu den besten der Welt.

Aus der Rioja, dem bedeutendsten Weinbaugebiet Spaniens, stammen viele hervorragende Weine. Sie sind sehr unterschiedlich in ihren Eigenschaften – je nachdem, in welchem der drei Gebiete der Rioja sie angebaut werden.

Zu den qualitativ hochwertigsten Weinen Italiens gehört der Amarone. Was ihn so besonders macht und wodurch er sich abhebt, ist zum einen seine Herstellung nach dem Appassimento-Verfahren. Dafür wird ein Teil der Trauben vor dem Keltern mindestens 100 Tage lang getrocknet. Zum anderen zeichnet den Amarone sein kräftiger und durch vielfältige Aromen geprägter Geschmack mit einer dezent bitteren Note aus.

Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Weine natürlich das zur Verfügung stehende Budget: Was kannst und was willst du dir leisten? Wenn Vorentscheidungen dieser Art getroffen sind, wird es mit der Wahl der einzulagernden Weine bereits etwas einfacher.

Wie viel Platz ist überhaupt vorhanden?

Wer die entsprechenden Räumlichkeiten sein Eigen nennt, etwa einen großzügigen Keller, kann größere Mengen einkaufen, als wenn nur ein kleines Regal in der Vorratskammer zur Verfügung steht. Hast du Platz für 12, 24, 48 oder noch mehr Flaschen? Es gibt auch Möglichkeiten, Wein extern gegen Miete zu lagern. Allerdings kann das einerseits recht kostspielig werden, andererseits hast du dann keinen unmittelbaren Zugriff darauf und kannst in der Regel nicht spontan einen bestimmten Wein aufmachen.

Wenn genügend Geld und Platz vorhanden sind, lohnt es sich auch, über einen speziellen Kühlschrank mit verschiedenen Temperaturzonen für Rot- und Weißwein nachzudenken, denn die klimatischen Bedingungen spielen bei einer längeren Lagerung eine wichtige Rolle.

Eine Liste kann bei der Erstausstattung helfen

Wenn einige Favoriten bereits bekannt sind, kannst du diese zuerst aufschreiben und die Anzahl der Flaschen festlegen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass viele Weinhändler und Winzer bei einem Kauf von 12 Flaschen einer Sorte nur 11 Flaschen berechnen. Bei der Bestellung des Lieblingsweines lässt sich deshalb bares Geld sparen, wenn entsprechende Mengen gekauft werden.

Notiert werden sollten außerdem Weine, die du vielleicht nur einmal getrunken und gemocht hast. Hier genügen zunächst 2 bis 3 Flaschen, um das Trinkerlebnis zu vertiefen oder zu verwerfen.

Degustationen besuchen und kompetente Beratung nutzen

Weinhandlungen, aber auch gut sortierte Warenhäuser, bieten regelmäßig Weinproben und Degustationen an, bei denen man für ein relativ kleines Entgelt verschiedene Tropfen verkosten kann. Wann immer möglich, solltest du solche Gelegenheiten nutzen, um die eigenen Erfahrungen zu erweitern und zu vertiefen. Denn selbst Weine aus derselben Rebsorte können je nach Region, Jahrgang, Weingut und Ausbaumethode sehr unterschiedlich ausfallen.

Gute Weinhandlungen sind immer gerne bereit, ihre Kunden ausführlich zu beraten und können Empfehlungen aussprechen, die zu den Geschmacksvorlieben und zum Geldbeutel passen. Hilfestellungen für Neulinge bieten außerdem einschlägige Zeitschriften und Webseiten, die sich mit dem Thema Wein beschäftigen. Letztendlich geht aber probieren über studieren, denn Wein will getrunken und nicht mit Worten interpretiert werden.

Nicht jeder Wein will und kann lange gelagert werden

Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Bestückung des heimischen Weinkellers ist die Lagerfähigkeit der eingekauften Weine. Ein Haltbarkeitsdatum auf dem Etikett, wie bei Bier oder anderen Getränken und Lebensmitteln gibt es bei Wein nicht. Manchmal findet sich der Hinweis, dass der Inhalt innerhalb der nächsten 2 bis 3 Jahre getrunken werden sollte, aber das war es dann auch schon.

Die meisten Weine, die auf den Markt kommen, wollen jung getrunken werden. Das gilt für die allermeisten Weiß- und Roséweine, aber genauso für frische und fruchtige rote Tropfen. Sie sollten nicht länger als 1 bis 2 Jahre lagern. Vollmundige Weißweine und körperreiche Rotweine dürfen auch 5 oder 10 Jahre liegen. Allerdings handelt es sich hierbei nur um Richtwerte. Wer sich nicht sicher ist, sollte auf die Beratungskompetenz von erfahrenen Händlern und Winzern setzen.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Weine mit viel Tannin und Säure sowie süße Weine länger haltbar sind als andere. Manche Weine profitieren sogar von einer längeren Reifezeit, allerdings handelt es sich dabei meist um teure Exemplare. Untersuchungen haben ergeben, dass heute etwa noch 5 bis 10 Prozent aller Weine durch längere Lagerung besser werden. Das gilt zum Beispiel für hochqualitative Bordeaux und Burgunder, deren preisliche Liga für Neueinsteiger eher nicht in Frage kommen dürfte.

Bei deutschen Weinen gibt die Qualitätsbezeichnung Hinweise auf die Lagerfähigkeit. „Landwein“ sollte spätestens bis zur Auslieferung des nächsten Jahrgangs genossen werden, „Qualitätswein“ innerhalb von 1 bis 2 Jahren.

„Kabinett“ und „Spätlese“ können länger aufbewahrt werden. „Auslese“, „Beerenauslese“,  „Eiswein“ sowie ausgesuchte Jahrgänge internationaler Weine gewinnen meist durch eine längere Lagerzeit. Dazu gehören die erwähnten Bordeaux und Burgunder, außerdem Côtes du Rhone, guter Riesling, Rioja, Ribera del Duero, Barolo, Barbaresco oder Amarone.

Hinweise zu den gängigsten Rebsorten

Von den über 10.000 Rebsorten, die es weltweit gibt, sind nur wenige weiter verbreitet. Zu den gängigsten, die in jedem Sortiment zu finden sind, zählen unter den Rotweinen Merlot, Pinot Noir (Spätburgunder), Cabernet Sauvignon, Tempranillo, Sangiovese, Syrah (Shiraz), unter den Weißweinen Chardonnay, Sauvignon Blanc, Riesling, Pinot Gris (Pinot Grigio, Grauburgunder) und Trebbiano.

Für Neueinsteiger bietet es sich an, Weine aus diesen Reben für ihren Weinkeller anzuschaffen, da sie nicht nur leicht, sondern auch zu angemessenen Preisen erhältlich sind. Sie alle sind sortenrein auf dem Markt. Es ist aber zu beachten, dass vor allem viele Rotweine aus Frankreich, Spanien, Italien und aus Übersee Verschnitte aus mehreren Rebsorten sind, sogenannte Cuvées. Das gilt zum Beispiel für Weine mit den Bezeichnungen Bordeaux, Côtes du Rhone, Châteauneuf-du-Pape, Rioja oder Chianti.

In Deutschland und Österreich bilden Cuvées nur eine Minderheit. Die meisten deutschen Rot- und Weißweine sind rebsortenrein. Für Anfänger bieten sich die Weißweine Riesling, Müller-Thurgau, Grau- und Weißburgunder, Silvaner, Chardonnay und Kerner an, bei den Rotweinen vor allem der Spätburgunder, Dornfelder und Blauer Portugieser. Wichtige Sorten aus Österreich sind Grüner Veltliner, Welschriesling, Riesling und Chardonnay (alle weiß), sowie Zweigelt, Blaufränkisch und Blauer Burgunder (alle rot).

Keine Angst vor Experimenten

Die genannten Weine aus den unterschiedlichen Rebsorten und Regionen stellen so etwas wie ein Starterpaket für Neueinsteiger in die Weinwelt dar. Sie bilden eine gute Basis für eigenes Ausprobieren.

Je mehr unterschiedliche Tropfen du kennen lernst, desto leichter findest du deinen eigenen Geschmack. Es lohnt sich, zwischendurch einen hochwertigen und höherpreisigen Wein zu genießen, um zu erfahren, was diese Qualität ausmacht.

Die Theorie muss dabei nicht zu kurz kommen. Es ist durchaus sinnvoll, sich mit den Weinanbaugebieten und den Qualitätsbezeichnungen der verschiedenen Länder zu beschäftigen. Denn mit diesem Wissen lässt sich bereits an den Etiketten einiges über die Güte des Inhalts erkennen.

Bildnachweise:
Bild 1: stock.adobe.com / aleks-p
Bild 2: stock.adobe.com / Robert Kneschke

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